V60 B4 Diesel fordert 320d Touring

Der überarbeitete BMW 3er Touring tritt im Vergleichstest gegen den bewährten Schweden-Kombi Volvo V60 an. Unter der Haube: jeweils kräftige Selbstzünder – eine Einladung zum Mitfahren.

BMW 3ER TOURING & VOLVO V60 IM VERGLEICHSTEST

Unter Automobil-Gourmets gelten ordentlich motorisierte Dieselkombis wie der BMW 3er Touring oder der Volvo V60 aus diesem Vergleichstest nun wirklich nicht als Pulsbeschleuniger, sondern geschmacklich eher als Staatlich Fachingen denn prickelnder Champagner. Alltags-Mulis halt! Doch wer sich die Mühe macht, einmal vom hohen Ross hinabzusteigen und die Dinge nüchtern zu betrachten, entdeckt Qualitäten, die einer ganzen Reihe von Ansprüchen genügen – und Talente, die auch den Alltag sehr unterhaltsam gestalten können. Vor allem dann, wenn es sich um zwei Charakter-Mobile handelt – wie hier der Bayern-Kombi mit reichlich begründbarer Dynamik-Attitüde und dort der Design-Preis-verdächtige Schweden-Transporter. Sie fragen sich, was es in so einem Vergleichstest zu „erfahren“ gibt? Steigen Sie ein!

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KAROSSERIE: BMW 3ER TOURING LUFTIG IM INNENRAUM

Entscheidend bei „Kombinationskraftwagen“, wie die Fahrzeuggattung amtlich korrekt heißt, ist ja nicht, was hinten rauskommt, sondern vielmehr, was hinten reinpasst. Bereits nach dem Öffnen der Heckklappe zeigen im Vergleichstest fein ausgekleidete Teppiche auch im Ladeabteil den Premium-Anspruch, der in München und Göteborg erhoben wird. Die Ladevolumina sind mit Werten von 500 bis 1510 (BMW 3er Touring) beziehungsweise 519 bis 1431 Litern (Volvo V60) für die Mittelklasse zwar alles andere als rekordverdächtig, für den Autoalltag diesseits von Umzugstransporten aber völlig ausreichend. Gilt es doch einmal Größeres zu befördern, lässt sich im BMW die serienmäßige Dreiteilung der klappbaren Fondsitzlehne nutzen. Die Lehne des Volvos ist asymmetrisch klappbar und verfügt über eine Durchreiche. Sollen aber fünf Personen mit Urlaubsgepäck auf Tour gehen, wird es mit den Zuladungen angesichts von 470 Kilogramm im BMW 320d Touring und nur 451 Kilogramm im Volvo V60 B4 Diesel allerdings etwas eng. Letzterer kann dafür mit 2000 Kilogramm gebremster Anhängelast vier Zentner mehr an den Haken nehmen als sein Vergleichstest-Gegner.

Die Besatzung hat in beiden Kombis keinen Grund, über Platzmangel zu klagen. Dennoch wirkt der Bayer luftiger – seinem weniger klobigen Armaturenbrett und dem größeren seitlichen Kopfraum im Fond sei Dank. Die Verarbeitung des BMW 3er Touring lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Kratzempfindliches Plastik in der Mittelkonsole des Volvo V60 sollte in der 50.000-Euro-Klasse dagegen nun wirklich nicht sein. Die bocksteifen Karosserien beider Kombis werden übrigens dem Soliditätsanspruch der Preisklasse dieses Vergleichstests zweifelsfrei gerecht.

FAHRKOMFORT: HIER GLÄNZT DER BAYER

Auf den Komfortsitzen des Volvo V60 zwickt es während eines Kilometermarathons ebenso wenig wie auf den Sportsitzen des BMW 3er Touring. Die Fauteuils des 320d lassen sich mit der elektrischen Lehnenbreiteneinstellung aber besser an individuelle Staturen anpassen als die des Konkurrenten des Vergleichstests. Bei der Abstimmung des Sitzkomforts im Fond wurden die Mitfahrenden etwas stiefmütterlich behandelt: Großgewachsene müssen sich mit einer kurzen Oberschenkelauflage auf der Rücksitzbank arrangieren. Obwohl die gemessenen Schalldruckpegel nicht nennenswert differieren, hat man das Frequenzspektrum von Antriebs- und Abrollgeräuschen des V60 B4 Diesel stärker im Ohr. Der Deutsche erfreut hier mit dem angenehmeren Klangbild. Dafür, dass der Schwede mit konventionellem Fahrwerk bestückt zum Vergleichstest vorfuhr, meistert er die Komfortprüfungen erstaunlich gelassen, findet aber im bayerischen Konkurrenten – ausgerüstet mit dem adaptiven M-Fahrwerk (500 Euro) – in puncto Abrollkomfort seinen Meister. Das gilt für Landstraßentempi ebenso wie für flotte Autobahnfahrten. Der Fairness halber muss gesagt werden, dass der BMW 3er Touring dabei aber auch etwas mehr Aufbaubewegungen produziert. Voll beladen kehrt sich das Bild um: Dann liegt der Bayer ruhiger, während der Volvo V60 mehr zu kämpfen hat – erkennbar an den deutlich ausgeprägteren Ein- und Ausfederbewegungen.

MOTOR/GETRIEBE: 320D WIE V60 B4 DIESEL KRÄFTIG

Kombiniert mit integrierten Starter-Generatoren, die beim Beschleunigen acht (BMW 320d Touring) beziehungsweise zehn Kilowatt (Volvo V60 B4 Diesel) beisteuern, garantieren beide Biturbodiesel einen kräftigen Antritt und damit ein entsprechend gelassenes Fortkommen. Vor allem die druckvolle Beschleunigung aus mittleren Drehzahlen ist beeindruckend, und so ist man antriebsseitig sowohl im 190 PS (140 kW) starken BMW wie in dessen sieben PS (fünf kW) kräftigeren Vergleichstest-Gegner zügig unterwegs. Wer ehrlich ist, stellt fest: Mehr braucht es in der Regel nicht, zumal der BMW, wenn auch mit etwas Anlauf, 230 km/h schafft. Der Volvo übt sich in freiwilliger Selbstbeschränkung und regelt bei 180 km/h ab, was auf einer nahezu verkehrsfreien, trockenen Autobahn an einem frühen Sonntagmorgen schon einmal nachdenklich machen kann. Trotz der guten Fahrleistungen müssen sich beide nicht den Vorwurf hemmungsloser Trinksitten gefallen lassen: Ein Testverbrauch von 6,4 (BMW 320d Touring) und 6,6 Litern pro 100 Kilometer (Volvo V60 B4 Diesel) zeigen, dass beide auch in Sachen CO2-Ausstoß auf der Höhe der Zeit sind, zumal sich diese Werte noch locker unterbieten lassen. Statt wie das V60-Benziner-Pendant mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe bringt der skandinavische Diesel seine Kraft im Vergleichstest – ebenso wie der bayerische Konkurrent – über eine Achtstufen-Automatik an die Räder. Doch übt sich der Volvo beim Fahrstufenwechsel eher in Gelassenheit, während die Kraftübertragung des 3er, abgesehen von einer trägen Reaktion auf Kickdown-Befehle, im Comfort-Modus etwas flotter reagiert.

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