Der neue Range Rover: Ein wendiges Schwergewicht
Seit Jahrzehnten beherrscht Land Rover die Meisterschaft, ungelenkig erscheinende Karosseriekästen à la Range Rover auf vier Räder zu setzen und mit ihnen Faszinierendes dies- und jenseits befestigter Straßen anzustellen.
Die Devise bei Land Rover scheint klar zu sein: Wenn’s eckig ist, dann läuft es rund. An Kanten und scharfen Schnitten kann es in den Modellen des britisch-indischen Unternehmens niemals einen Mangel geben, aerodynamische Grundformen sind ganz offensichtlich ein Tabu im Designteam rund um Leiter Gerry McGovern. Und so grenzt es immer wieder an ein Wunder, dass Modelle wie der neue Range Rover nicht nur zügig geradeaus fahren, sondern auch ambitioniert Richtungswechsel absolvieren und zudem mit Hindernissen im Gelände überaus sportlich umgehen. Ob Furten mit bis zu 900 Millimetern Tiefe, Geröll, Schlamm, Wüstensand oder Schnee, starke Steigungen oder rutschiges Gras – die betagten Range-Rover-Generationen konnten hier schon mit technologischem Pfiff Glanzvolles leisten – die neueste Kreation kann dies halt um noch einen Schuss besser.
Die wahre Herausforderung beim neuesten Luxus-Offroader war aber jene: Was passiert bei Ende Gelände – was ist also dann, wenn der 5,05 Meter lange Hochbau befestigte Straßen erreicht? Dann geschieht Ungeheuerliches, denn mit der Einführung einer Allradlenkung wird der Luxusdampfer zu einem unglaublich wendigen Fahrzeug. Denn zugegeben: Wir hatten beim TT-Test wieder einmal ziemlich Respekt vor dem Fahrzeug, wenn es ums Rangieren in der Tiefgarage ging. Säulen, Wände und Randsteine bilden hier die Beschränkungen – die dank der ausgefuchsten Technik des üppigst ausgestatteten Briten überraschenderweise locker zu handeln sind.
Abseits davon konnte der Range Rover einmal mehr die Kombination aus harter Geländetauglichkeit und luxuriösem Fahrgefühl zelebrieren: Auf hohem Niveau sind Materialienauswahl, Verarbeitung und Bestückung mit Komfortsystemen angesiedelt, Bildschirme hinten laden Fahrgäste zum Multimediagenuss ein, ein volldigitales Instrumentarium samt informationsfreudigem Head-up-Display erfreut den Lenker. Der muss jedoch im Gegenzug ein dickes Portemonnaie haben: Der Testwagen kostet mehr als 200.000 Euro.