Range Rover Sport D350 im Test:

Auch wenn der Name anderes erahnen lässt: Beim neuen Range Rover Sport handelt es sich keineswegs um einen höhergelegten Sportwagen. Vielmehr will er seine Insassen umgarnen, sie stets in Komfort gebettet von A nach B transportieren. Ganz gleich ob es eine Straße gibt – oder eben nicht. Fahrbericht!

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Weniger Sport, mehr Komfort

Zugegeben: Die Wahrscheinlichkeit, dass das frisch gekrönte Oberhaupt des Commonwealth, Charles III., in einem beinahe schon bürgerlichen Range Rover Sport durch seine Ländereien fährt, erscheint unwahrscheinlich. Schließlich hegte bereits seine Mutter, Queen Elisabeth II., stets eine enge Verbundenheit zum großen, zum „echten“ Range Rover. Dabei wäre der neueste Vertreter der englischen Hochsitz-Klasse aber durchaus imstande, auch erlauchtesten Komfort-Anforderungen gerecht zu werden. Lasst euch vom Sportabzeichen nicht täuschen: Kaum ein anderer Geländewagen in der Oberklasse ist derzeit nachgiebiger abgestimmt.

Und so zielt der sportliche Namenszusatz beim Range Rover, im Vergleich zum großen Bruder, mehr denn je auf die etwas kompaktere Fahrzeuggröße als auf die Fahreigenschaften ab. Galt es beim direkten Vorgänger noch das durchaus trocken abgestimmte Fahrwerk zu akzeptieren, ist die intern als L461 bezeichnete dritte Generation eine wahre Sänfte geworden. Das adaptiv geregelte Zweikammer-Luftfahrwerk ist Serie, eine der Querdynamik zuträgliche Wankstabilisierung allerdings ausschließlich den Top-Motorisierungen vorenthalten. Macht aber nichts. Denn wer erhöhte dynamische Ansprüche an einen Geländewagen stellt, dürfte vor allem beim neuen Range Sport SV bestens aufgehoben sein (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 12,5 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 282 g/km)².

D350 AWD MHEV: Starker Diesel mit akzeptablem Verbrauch

Unser Testwagen als D350 „Autobiography“ hingegen will seine Insassen vor allem umgarnen, sie von der Außenwelt beinahe isolieren (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 7,7 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 201 g/km)². Das gelingt nicht nur durch die wolkige Fahrwerksabstimmung, sondern auch durch das ringsherum montierte Dämmglas. Dazu passend servieren die Engländer einen vorzüglichen Reihensechszylinder-Mildhybrid-Diesel mit drei Liter Hubraum, der nicht nur durch massig Kraft, sondern auch durch seine hohe Laufkultur punktet. Das i-Tüpfelchen: Ein Durchschnittsverbrauch über zwei Testwochen von 8,7 Liter auf 100 Kilometer bei hohem Autobahnanteil. Nicht schlecht für einen 350 PS und 700 Nm starken Selbstzünder, der im Bedarfsfall 2,5 Tonnen Auto innert 5,9 Sekunden auf Landstraßentempo katapultieren kann. Die Höchstgeschwindigkeit wird derweil mit 234 km/h angegeben.

Die Wahrheit ist aber auch: Selten haben wir uns so bereitwillig auf der rechten Fahrspur einsortiert, wie mit dem 4,95 Meter langen Range Rover Sport. So gelingt es am besten, das Fahren als solches zu genießen, in den ziemlich bequemen Lederpolstern versunken dem Meridian-Soundsystem zu lauschen und uns aus der gekühlten Mittelarmlehne ein wohltemperiertes Getränk zu angeln. Dabei endet der Fahrkomfort nicht in der ersten Reihe. Auch Hinterbänkler über 1,90 Meter Körpergröße können sich kaum über fehlenden Bewegungsraum beschweren. Ebenfalls greifen sie ab der Ausstattungslinie Dynamic HSE auf zahlreiche Annehmlichkeiten wie klimatisierte Sitze und eine elektrisch verstellbare Rückenlehne zurück. Zahlreiche USB-Lademöglichkeiten oder eine 4-Zonen-Klimaanlage sind beinahe selbstverständlich, letztere ist aber erst ab der getesteten Ausstattungslinie Autobiography Serie. Das VDA-Kofferraumvolumen beträgt 647 bis 1.491 Liter.

Bediensystem mit leichten Schwächen

Als Fahrer thronst du wie angesprochen über den Dingen, hast zwar immerzu alles im Blick, musst dich aber auch irgendwann mit dem Infotainment-System auseinandersetzen. Hier hat Jaguar Land Rover (jetzt neu in Kurzform nur noch JLR genannt) über die letzten Jahre spürbar nachgelegt, liefert auch im Range Rover Sport große Displays mit hochauflösender Darstellung. Hin und wieder allerdings hakt es in der Menülogik, Sprachbefehle werden nur unzureichend umgesetzt und auch die Druckpunkte der Bedienleiste unterhalb des Touchscreens sind nicht ideal. Erfreulich zu erwähnen ist allerdings, dass man das digitale Kombiinstrument in einen gänzlich reduzierten Modus versetzen kann und auch die Assistenzsysteme nie übergriffig werden.

Wer auf der kratzempfindlichen Mittelkonsole etwas weiter nach unten blickt, entdeckt irgendwann den Dreh-/Drücksteller des Terrain Response 2 Systems. Auch der aktuelle Range Rover Sport bleibt der Offroad-Markentradition verpflichtet und bringt ab Werk zahlreiche Schlechtwegequalitäten mit. Das zweistufige Verteilergetriebe und die Hinterachssperre gehen zwar je nach Modellvariante als Extras durch, aber auch das reguläre Allradsystem sollte mit elektronischer Unterstützung kaum Probleme haben, den fahrenden Hochsitz an entlegene Ziele zu bugsieren. Wade Sensing überwacht serienmäßig, dass man nicht die Wattiefe von maximal 90 Zentimetern überschreitet, zahlreiche Infografiken zeigen wiederum, wie es um die Sperren und die Traktion bestellt ist. Ein 360-Grad-Kamerasystem gilt heute beinahe als Standard im Oberklasse-Segment, die weggezauberte Motorhaube (und der direkte Blick vor beziehungsweise unter das Auto) in der Offroad-Ansicht ist allerdings doch ein feines Gimmick.

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