Mazda CX-90

Im Alphabet sind sie ja nah beisammen, doch auf der Straße trennen Mazda und Mercedes Welten. Bislang zumindest. Aber mit Autos wie dem CX-90 kämpfen sich die Japaner auf Augenhöhe mit den Premium-Marken. Schade, dass es das Flaggschiff nur in den USA gibt.

Sie haben buchstäblich großes vor bei Mazda: Während alle Welt kleinere Brötchen bäckt, streben die Japaner nach höheren Weihen und legen sich jetzt sogar mit Mercedes & Co an. Schon das europäische Flaggschiff CX-60 zeugt von Streben nach Aufstieg und in den USA gehen sie sogar noch einen Schritt weiter: Dort haben sie in diesem Sommer gegen Autos wie den Mercedes GLE, den Audi Q7 oder den BMW X5 den CX-90 ins Rennen geschickt. Dabei locken sie nicht nur mit einem wunderbar unaufgeregten und deshalb erst recht sehenswerten Design, einem stattlichen Format und viel Platz auf allen Plätzen, sondern auch mit einem Preis, der nicht nur Mercedes-Kunden neidisch macht: Weil der CX-90 in den USA bereits bei umgerechnet 37.500 Euro startet und auch mit allen Extras nicht über 60.000 Euro zu bekommen ist, wirkt auch unser europäisches Flaggschiff plötzlich unverschämt teuer.

Auf den ersten Blick ist der CX-90 freilich nicht viel mehr als eine XL-Version des europäischen Top-Modells – mit 5,10 Metern Länge und 3,12 Metern Radstand noch einmal um zwei Handbreit gestreckt und deshalb groß genug für drei Sitzreihen. Und zumindest was das Ambiente und die Ausstattung angeht, gibt es tatsächlich nicht viele Unterschiede. Genauso wenig wie beim ungewöhnlichen Bediensystem ohne Touchscreen und dafür mit einem Dreh-Drücksteller wie bei den ersten Generationen des BMW iDrive. Einzig die beiden optionalen Captain-Chairs in der zweiten und die erstaunlich bequemen Klappsitze in der dritten Reihe zeugen vom größeren Modell. Und natürlich der Kofferraum, in den selbst bei voller Bestuhlung noch zwei, drei Reisetaschen hinter die elektrische Klappe passen und bei nur noch zwei Sitzen sogar ein Umzug möglich scheint. Auf jeden Fall aber ganz, ganz große Ferien.

Aber spätestens beim Blick unter die Haube will der CX-90 als mehr sein als der CX-60 mit Verlängerung. Neben einem 280 PS starken Sechszylinder – fürs Basis-Modell und dem aus Europa bekannten Plug-in mit 372 PS Systemleistung und rund 60 Kilometern elektrischer Reichweite – gibt es den 3,3 Liter großen Reihensechser deshalb auch als Turbo: Mit 340 PS und 500 Nm wird er zum bislang stärksten Mazda mit Straßenzulassung und ist entsprechend flott bei der Sache: 0 auf 100 in sechs Sekunden und bei Vollgas 210 km/h reichen, um zumindest den Amis ein wenig Fracksausen zu bereiten und sich dicht ans Heck der deutschen Oberklasse-Modelle zu heften.

Für ein ernsthaftes Ringen mit Mercedes & Co fehlen dem CX-90 zwar Finessen wie etwa eine Allradlenkung oder wenigstens adaptive Dämpfer. Aber den sportlichen, zumindest engagierten Anspruch nimmt man dem Flaggschiff trotzdem ab und selbst bei gut und gerne 2,5 Tonnen Leergewicht und dem Allerwertesten einen Meter über dem Asphalt schlagen ein paar MX-5 Gene durch, wenn man den Koloss durch die Kurven treibt. Asiatische Konkurrenten wie ein Nissan Pathfinder oder ein Toyota Highlander wirken da vergleichsweise blutleer und auch der nur für den US-Markt entwickelte VW Atlas hat lange nicht so viel Esprit.

Zwar hat Mazda mittlerweile durchaus das Zeug zur Premium-Marke, und ein großes Auto mit sieben Sitzen würde den Japanern nach dem Aus der allermeisten Vans auch nicht schaden. Aber es macht einem in der Europazentrale in Leverkusen trotzdem keiner Hoffnung, dass es der CX-90 je über den Atlantik schaffen wird. Aber deshalb haben die Japaner den Traum vom Aufstieg auch bei uns noch lange nicht ausgeträumt. Im Gegenteil: Schon bald krönt ein CX-80 ihre Palette und rückt den Premium-Herstellern noch ein bisschen dichter auf den Pelz. Spätestens damit greift Mazda dann auch bei uns nach den Sternen.

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