KIA-FLAGGSCHIFF EV9
Noch verrät Kia nicht, was der neue EV9 kosten soll. Doch das Fünfmeter-SUV dürfte das bislang teuerste Modell der Koreaner werden. Wird der EV9 dem gerecht?
Man muss kein Controller sein, um rund 70 000 Euro als Basispreis auszurechnen. Immerhin reden wir hier von einem fünf Meter langen SUV, mit sechs oder sieben Sitzen und modernster Elektro-Technik an Bord. Denn wie der Name schon andeutet: Der Kia EV9 fährt ausschließlich mit Strom.
Wie beim kleineren EV6 setzt Kia auf 800-Volt-Technik, die vor allem höhere Ladeleistungen ermöglicht. Wie stark der Neuner an der Steckdose saugt, ist noch nicht bekannt, doch soll er in 15 Minuten Strom für 239 Kilometer nachladen können. Bei einem Normverbrauch von 21 Kilowattstunden pro 100 Kilometer wären das rund 50 kWh, also eine Ladeleistung von gut 200 kW.
Insgesamt nimmt der Akku 99,8 kWh auf; die Reichweite gibt Kia mit 541 Kilometern für das Basismodell mit Heckantrieb vor, der 384 PS starke Allrad-EV9 soll 497 Kilometer schaffen.
Bis zu 700 Nm Drehmoment für 2,5 Tonnen SUV
Der 384-PS-Allradler stand für unsere erste Testrunde bereit und macht mit 600 Newtonmeter Drehmoment keinen untermotorisierten Eindruck – in der Ausstattung „GT Line“ kommen sogar noch mal 100 Newtonmeter mehr dazu. Klar, der Kraft stehen mindestens 2,5 Tonnen gegenüber, doch die beiden Motoren (an jeder Achse einer) schaffen es beim Beschleunigen, die Passagiere – nicht heftig, aber doch spürbar – in den Sitz zu drücken.
Wie gut die 2WD-Version mit dem Gewicht umgeht, müssen wir erst noch ausprobieren. Die Zahlen verraten, dass es deutlich gemütlicher zugeht: Sechs Sekunden braucht das 4×4-Modell auf Tempo 100, beim Hecktriebler sind es 9,4 Sekunden. Schluss ist bei 185 (RWD) bzw. 200 km/h (AWD). Was ebenfalls für den Allradantrieb spricht: Seine Anhängelast ist mit 2,5 Tonnen üppig, die des EV9 mit nur einem Motor mit 950 Kilogramm eher überschaubar.
Der Kia EV9 ist nicht unbequem, aber straff gefedert
Obwohl der Kia mit seiner bulligen Karosse optisch ein typisches US-SUV zu sein scheint – sein Vorbild war der dort über dem Sorento positionierte Kia Telluride, Nordamerika dürfte der wichtigste Markt werden – fährt er sich deutlich verbindlicher als die üblichen Ami-Dickschiffe.
Nicht unbequem, aber straff gefedert und mit einer direkten Lenkung ausgestattet, bekommt der Fahrer ordentliche Rückmeldung darüber, wie die Straße unter ihm gerade beschaffen ist und kann den EV9 präzise steuern. Was nicht heißt, dass man den Koloss behände in die Kurve werfen sollte – am Ende ist und bleibt er eben doch ein 1,76 Meter hochbauender Zweieinhalbtonner.
Seine Stärke ist der Familientransport
Allerdings gaukelt der Kia auch niemandem vor, ein Sportwagen zu sein, die großen Sessel animieren nicht durch übermäßigen Seitenhalt zur Kurvenräuberei. Nein, seine Stärken sind der komfortable Familientransport: Ab Werk kommt der EV9 mit einer Dreierbank in Reihe zwei und zwei extra Sitzen im Fond, auf Wunsch gibt’s auch in der Mitte zwei Einzelsitze.
Die lassen sich verschieben und sogar mit einem Handgriff drehen: entweder um 90 Grad nach außen, zum Beispiel um den Nachwuchs leichter in den Kindersitz zu bekommen, oder um 180 Grad nach hinten, um in Vis-à-vis-Bestuhlung mit den ganz hinten Sitzenden plaudern zu können. Wobei Reihe drei ebenfalls eher für kleinere Gäste geeignet ist.