HMS Range Rover: Masse mit Klasse
Land Rover hat „Her Majesty’s Ship“ längst zu einem höchst profitablen Schmuckstück geschliffen – wenn man nur der Nachfrage nachkommen könnte. Die neue, fünfte Generation wird die Begehrlichkeiten kaum reduzieren.
Fast auf den Tag genau vor zwölf Jahren starb der englische Ingenieur Charles Spencer King, nachdem er, 85-jährig und bis dahin höchst fidel, auf seinem Fahrrad von einem Lieferwagen gerammt worden war. Der Name muss erwähnt sein, wenn vom Range Rover die Rede ist, denn King gilt als maßgebliche Person in der Entwicklung des Autos, das 1970 vorgestellt wurde und eine erstaunliche Karriere hinlegte.
Es war das erste Auto, das für wegweisendes Industrial Design im Louvre ausgestellt wurde, es zählt zu den großen Auto-Ikonen des 20. Jahrhunderts, und, last not least, es ist das Fahrzeug, das seinem Hersteller das meiste Geld verdient. Im Jahr von Kings bedauerlichem Ableben rollte das einmillionste Exemplar vom Band.
Ein Erfolg, der sich angesichts des kümmerlichen Entwicklungsbudgets damals kaum antizipieren ließ, lange Jahre noch fehlte das Geld für eine viertürige Variante. Erst 1987 wagte man sich in die USA. Dass der Range Rover zum Statussymbol schlechthin wurde, eine Alternative zu Mercedes und BMW „for the pompous and self-important driver“, war King, dem es mehr um die funktionellen Qualitäten seiner Konstruktion ging, gar nicht recht. Geländewagen in der Stadt fand er überhaupt doof
Aber hier ist er nun einmal, in fünfter Generation pompöser denn je, wobei er nichts von seiner Klasse verloren hat, von der Kunst, am wenigsten neureich und aufschneiderisch von allen Luxus-SUVs zu wirken. Der Range Rover kommt ohne aggressive Mimik aus und schafft es, kleiner, dezenter zu wirken, als es seine Abmessungen – 5,25 Meter in der Langversion, über fünf in der kurzen, 1,87 Meter hoch – nun einmal sind. Einen Hinweis darauf liefern 23-Zoll-Räder, die an dem Fahrzeug nicht überdimensioniert wirken. Tunlichst hat man es unterlassen, äußerlich viel zu verändern. Noch bündiger verschliffen wirken die Übergänge von der Karosserie zum Glashaus, auf dem das Dach zu schweben scheint. Prägnant outet sich das neue Modell am ehesten von hinten – mit schwarzen Leisten, die sich erst illuminiert als Leuchten und Blinker zeigen.