
50 Jahre Volvo 240
Ein schwedisches Wahrzeichen mit Ecken und Kanten wird 50: Nein, es geht einmal nicht um Knäckebrot oder Billy-Regale. Obwohl: Auch Ikea-Gründer und Milliardär Ingvar Kamprad fuhr den Volvo 240, das meistgebaute Volksauto made in Göteborg. Kein Wunder, denn dieser Volvo war sicherer, grüner und nordischer als alle anderen.
Dieser Hype überforderte das bodenständig-bescheidene Land der roten Bullerbü-Holzhäuschen und „Sicherheit-aus-Schwedenstahl“-Volvo. Vor 50 Jahren gewann die bis dahin unbekannte schwedische Band Abba den Eurovision Song Contest, der Schwede Björn Borg triumphierte als jüngster Tennisspieler bei den French Open, Ikea revolutionierte den Möbelmarkt in Deutschland, und Volvo präsentierte die Baureihe 240 mit gigantisch wirkenden Safety-Car-Stoßfängern, aber sonst bewährt-braver Technik als neues skandinavisches Volksauto. Tatsächlich war der Volvo 240 ein Auto, in das sich auch Mr. Ikea, der Milliardär Ingvar Kamprad, sofort verliebte, denn wie alle Schweden mochte er keinen Pomp und Protz. Im Land des sozialen Volksheims sollen alle gleich sein, so will es das gesellschaftlich verankerte Gesetz „Jantelagen“: Frage nie einen Schweden, ob er der Beste ist in seinem Fach, er würde allenfalls sagen, dass er Erfahrung hat. Pop-Superstars wie Abba bekamen das zu spüren, sie wurden im Ausland mehr gefeiert als in der Heimat. Volvo hatte mehr Glück. Vielleicht lag es daran, dass die kantigen Kombis und Limousinen der 240-Serie nur ein Facelift der acht Jahre alten 140er-Modelle waren. Jedenfalls verziehen die Schweden dem 240 alle Rekorde, mit denen Volvo renommierte: Sicherstes Auto der Welt, Katalysator-Pionier, Kilometer-Millionär, Turbo-Renner – und mit 2,9 Millionen Einheiten (inklusive 260-Sechszylinder) meistverkaufter Volvo. Legenden dürfen offenbar alles, sogar in Schweden.
Vor allem, wenn eine ganze Generation mit diesem rund 20 Jahre lang gebauten, großen Mittelklassefahrzeug aufwuchs und lebte, denn der Volvo 240 begleitete die Schweden „från vaggan till graven“ („von der Wiege bis zur Bahre“), wie sie es nannten. Tatsächlich gab es die nordische Alternative zum Mercedes E-Klasse-Vorläufer W123/W124 und zu BMW 5er (E12/E28/E34), Citroen CX/XM oder Peugeot 604/605 – wer hier stutzt: Der scheinbar alterslose Volvo 240 überlebte sogar seinen Nachfolger 740 – in ungewöhnlich vielen Karosserievarianten. Da war zunächst einmal die klassische, viertürige Limousine 244 im 4,90-Meter-Format (fast so lang wie die S-Klasse W116), dann der als Sparversion beliebte Volvo Zweitürer 242, der aber auch in Racing-Livery reüssierte. Hinzu kam der fünftürige Kult-Kombi 245 mit einem gut geschnittenen, aber entgegen manchen Mythen nicht gigantisch großem Ladeabteil. Ford Granada Turnier etwa oder Citroen CX Break boten mehr Stauvolumen.