Kia EV9 oder: Schuhgröße Fünfmetereins

Kia hat schon relativ früh die Zehen ins Wasser der Elektrifizierung gesteckt. 2012 brachten sie den Ray EV ausschließlich in Südkorea auf den Markt. Seit 2021 gibt es den EV6, basierend auf der gleichen E-GMP-Plattform wie schon die Hyundai Ioniqs, und laut Kia folgen auch bald die EVs 3, 4 und 5. Der größte und teuerste Kia, solange man den Kia-Reisebus außer Acht lässt, ist aber der nagelneue EV9, und der wird diesen Titel vermutlich für einige Zeit behalten.

Auf den ersten Blick hält man den EV9 vielleicht für einen Volvo oder Land Rover, und auch wenn man drinnen sitzt, könnte man sich täuschen lassen. Kia dringt hier in neue Preisklassen vor, macht dabei einen guten ersten Eindruck. Die Materialien muten hochwertig an, und die Bedienungsoberfläche, ein ehemals heikles Thema bei Kia, ist ausgezeichnet. Head-up-Display, Stauraum ohne Ende, ein echt schönes Triptychon-Display erstreckt sich über die Mittelkonsole, und die Sitzgelegenheiten sind phänomenal.

Moderne Sänfte

Eindeutig wurde ein großer Fokus auf die Bestuhlung gelegt. Allein die Anzahl ist imposant. Mit sechs oder sieben vollwertigen Plätzen und dem flachen Boden ist der EV9 fast ein Van, und selbst mit der dritten Sitzreihe fasst er 330 Liter plus Frunk, ohne sogar über 800.

Beim Sechssitzer kann man in der zweiten Reihe wählen zwischen den elektrischen „Relaxation-Sitzen“, wie es sie auch vorne gibt, oder den drehbaren, die auch zur Tür oder nach hinten schauen können. Dafür gibt man leider die Sitzheizung und -kühlung auf, die sonst nur Fahrer und Beifahrer genießen können. Auch den Frontpassagieren vorbehalten ist die Massagefunktion, die sich etwas unerwartet hin und wieder von selbst aktiviert. Mir wurde allerdings versichert, dass diese Aufdringlichkeit auch permanent abgeschaltet werden kann.

Beep-beep

Weniger zuvorkommend ist leider die Tempolimit-Warnung, die einen sofort akustisch attackiert, sobald man es sich erlaubt, sich auch nur einen einzelnen Stundenkilometer über der gesetzlich vorgeschriebenen Maximalgeschwindigkeit zu befinden. Diese Funktion kann zwar ebenfalls deaktiviert werden, aber schon bei der nächsten Fahrt wird man wieder penibel auf die eigene verbrecherische Fahrweise aufmerksam gemacht.

Das Auto macht grundsätzlich sehr liberale Verwendung seiner verschiedenen Warntöne und bevorzugt vier bis fünf Wagenlängen Vorsprung, bevor man sich zurück in die rechte Spur begeben darf. Legt man davor schon den Blinker ein, zeigt das Armaturenbrett eine Kameraansicht des Rückspiegels und schlägt Alarm. Unachtsamkeit ist dem EV9 ebenfalls zuwider. Und ein zu langes Wegblicken von der Straße, zum Beispiel auf den Live-Feed am Armaturenbrett, wird genauso mit einem Warnton geahndet.

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