Der Strom muss fließen
Das Format des SUV – tendenziell hoch, groß, schwer – ist CO2-mäßig ja nicht ganz unverdächtig, aber was soll man machen, die Leute fahren ab drauf. Insofern sind die großen Wagen Einserkandidaten für den Stromanschluss. Und davon wird auch fleißig Gebrauch gemacht.
Ein ganzer Schwung neuer Modelle der Speckgürtel-Bomber wärmt sich auf für den Marktstart noch in diesem oder im nächsten Jahr. Technisch ist es ohnehin naheliegend: Dass sich mit den schweren Akkus an Bord beachtliche Massen auftürmen, nimmt man im SUV beiläufiger hin, Allradantrieb – gerade elektrisch eine leichte Übung – gehört zum guten Ton, und bei den Preisen sind wir von Haus aus nicht beim Maturageschenk. Wie die aktuellen Zulassungszahlen verraten, hat sich in Europa auch schon ein SUV an die Spitze der Elektrischen gesetzt: der ID.4 von VW.
Unser Stichwort für das derzeit wohl meistbegehrte Modell in unserem Trio: Der Skoda Enyaq scheint für viele Käufer das Argument zu liefern, nun auf ein BEV umzusatteln – nur Stecker, keine zweite Tankklappe. Eine erkleckliche Anzahl von Bestellungen ging ohne Probefahrt, ja selbst ohne Tuchfühlung im Schauraum über die Bühne. Das nennt man Vertrauen in die Marke. Nun sind Liefertermine das größte Thema für Kunden und Händler.
Und die Tschechen beweisen auch erneut Meisterschaft darin, sich mit Technik aus dem Wolfsburger Konzernregal einen eigenständigen Auftritt zu basteln. Dass der Enyaq auf dem VW ID.4 basiert, auf dem sogenannten Modularen Elektrobaukasten (MEB) des Hauses, ist kein Geheimnis, dennoch finden wir in Look und Anmutung ein anderes Fahrzeug vor – eben einen Skoda, und dies im besten Sinn. Zwar treibt das Selbstbewusstsein der Marke mit einem Kühlergrill, den man auf Wunsch mit etwa 150 LEDs beleuchten kann, mittlerweile Blüten, denn imposant ist die schnaubend aufragende Front auch ohne Bling-Bling geworden. Aber im Gesamtauftritt ist dies ein typischer Skoda, sauber und ansprechend gezeichnet, auf solider Technik ruhend und mit den paar Extra-Kniffen ausgestattet, die sich der gute, hilfsbereite Ingenieur einfallen hat lassen (neben dem obligaten Eiskratzer, hier statt im Tankdeckel in der Heckklappe zur Hand: ein KABELREINIGER, wie aufmerksam, die Dinger liegen ja doch öfter auf Gasse und Gehsteig herum).
Im Fahrbetrieb legt der Enyaq einen ausgewogenen Charakter an den Tag, durchzugsstark, flauschig anfahrend und ausrollend, verträglich gefedert, platzmäßig großzügig bis nahezu verschwenderisch im Fond. In der Version iV80 ist die große Batterie an Bord, sie sollte einen auch auf der Autobahn bis 300 km weit tragen. Für die übliche Kurzstrecken-Pendelei ist die Reichweite mit realistischen Werten von 500 km und darüber ohnehin kein Thema.