
„Beast“ von Polestar: Das Tier im Elektroauto
Polestar lässt 270 Stück des 2er-Modells als „Beast“ von der Leine: So sportlich kann’s werden mit einer elektrischen Power-Limousine.
Wie geht’s Polestar? Das seit 2017 als eigene Marke firmierende Volvo-Spin-off, damit Tochter des chinesischen Geely-Konzerns, strotzt vor Ambition und will heuer 80.000 Autos verkaufen. Im vergangenen Jahr waren es 51.500 Exemplare, und das von einem einzigen Modell, dem Polestar 2. Heuer, eher später in der zweiten Jahreshälfte, kommt das Elektro-SUV Polestar 3 ins Sortiment.
Polestar-CEO Thomas Ingenlath hat sein Handwerk bei Audi, Škoda, VW gelernt – eigentlich das des Designers, so ist er heute in interessanter Doppelrolle tätig. Für die Stilistik im Detail ist der Steirer Maximilian Missoni zuständig.
Im Sommer 2021 ließ Ingenlath einen sportlich zugespitzten Polestar 2 beim Motorspektakel von Goodwood beim Hillclimb antreten – das Hallo der Fans hätte ihn erwogen, so Ingenlath, eine Serienvariante davon in Auftrag zu geben. Unter dem Kürzel BST ist der Power-Polestar 2 nun in einer Auflage von 270 Stück auf dem Markt. Oder schon wieder nicht, denn von der Handvoll Exemplaren, die etwa Österreich zugeteilt wurde, war zu Redaktionsschluss noch genau eines verfügbar.
Ob sich BST – lautmalerisch für „The Beast“, Spitzname des Goodwood-Autos – als Polestars Power-Label wie M bei BMW oder AMG bei Mercedes etablieren wird? Die kombinierte Peak-Leistung der E-Motoren an Vorder- und Hinterachse von 350 kW (476 PS) entspricht jener des BMW M3, der einen Hauch schneller von null auf 100 eilt (4,2 sec vs. 4,4 sec). Das liegt am Mehrgewicht des BEV von 312 kg (2113 kg vs. 1805 kg), was sich auf der Geraden durch das elektrotypisch jederzeit spontan zum Erdrutsch abrufbare Drehmomentgebirge von 680 Newtonmetern (M3: 550 Nm) leicht aus der Wahrnehmung schaffen lässt.
In der Querdynamik stören jedoch die vier Erwachsenen, die als Kiloäquivalent unsichtbar mit im Auto hocken. Die Ingenieure suchten die Lösung im Fahrwerk mit härteren und verkürzten Federn, mithin einer Tieferlegung um 25 mm, mit einer Domstrebe vorn und speziellen Pirelli-Pneus, die’s nicht als Winterbereifung gibt. Das Set-up ist so straff, dass man auf gar nicht so schlechten Wegen schon herzlich geknufft wird.
Das schönste und gut sichtbare Detail des BST-Tunings sind die goldenen Öhlins-Dämpfer, die im Frunk des Autos wie in einer Schmuckschatulle ausgestellt sind und verstellt werden können.
Für das ESP gibt es eine tolerantere Sportstellung im unverändert hervorragenden, beispielhaft übersichtlichen, Android-basierten Bordsystem. Der Fokus auf mechanischen Grip ist damit erklärt, dass man sich die schöne Form des Autos nicht durch Spoiler und Flügel verhunzen wollte.