FORD RANGER RAPTOR
Ford lanciert die neue Ausgabe des Pick-ups Ranger – und macht das Arbeitstier damit zum Freizeitauto und Offroad-Talent.
Pick-ups haben so etwas wie eine gespaltene Persönlichkeit. Denn konzipiert sind die Geländewagen mit Ladefläche als Nutzfahrzeuge. Ob im Gartenbau, für die Baustelle oder im Forstbetrieb: Die Kombination aus Personenwagen-Abmessungen und echtem Nutzwert macht vielerorts Sinn – vor allem, wenn der Pick-up ein grösseres Nutzfahrzeug ersetzt.
Der Pick-up wird auch immer beliebter als Freizeitfahrzeug für Privatpersonen. Da, wo ein SUV zu wenig Abenteuerlust verströmt, wird gerne zum Geländefahrzeug mit Ladefläche gegriffen. Doch: Die Volumen für den Privatmarkt sind in vielen Märkten noch überschaubar. Und bei den gewerblichen Kunden herrscht ein harter Preiskampf. Da lohnt es sich für den Hersteller, nach Partnern zu suchen, um die kostspielige Entwicklung zu finanzieren – auch wenn Ford mit dem Ranger den meistverkauften Pick-up Europas im Angebot hat. So teilt sich die neue Generation des in Thailand und Südafrika gebauten Modells die technische Basis mit dem kommenden VW Amarok, der Anfang 2023 auf den Markt kommt.
Zuerst das Vergnügen, dann die Arbeit
Bei Ford sind die Aufgaben klar verteilt; so gibt es vom Chassis für Spezialaufbauten über Einzel-und Doppelkabine diverse Varianten für unterschiedliche Einsatzzwecke – und auch Ausstattungslinien, die auf private Kunden zielen; die Preise für den Ranger, der ebenfalls ab 2023 auf die Strassen rollt, starten bei 52 321 Franken.
Einen Vorboten, der sich weniger auf die Arbeit als viel eher auf pures Vergnügen konzentriert, schickt Ford aber schon jetzt los: den Ranger Raptor.
Die Version war schon beim Vorgänger erhältlich – und machte rund 50% der Ranger-Verkäufe in der Schweiz aus. Der «Raptor» holt sich Inspiration von der Baja 1000, einem der härtesten Offroad-Rennen, welches jeweils im November im Norden Mexikos ausgetragen wird. Das Rennen führt über 1000 Meilen über Stock und Stein. Der Ranger Raptor ist entsprechend genau darauf ausgelegt: auf schnelles Offroad-Fahren. Dafür wurde auch die neue Ranger-Generation tiefgreifend überarbeitet. Das Chassis wurde vor allem im Bereich der Stossdämpfer-Aufnahmen verstärkt. Hinzu kommen verstärkte Querlenker und neue Stossdämpfer mit elektronisch geregelten Ventilen. So verkraftet der Sport-Offroader auch heftige Unebenheiten, Schlaglöcher oder gar Sprünge. Sollte die Bodenfreiheit von fast 27 Zentimetern dennoch einmal nicht ausreichen, sorgen Schutzplanken aus massivem Stahl dafür, dass keine Schäden entstehen.
Während an der Vorderachse eine Einzelradaufhängung für präzise Radführung sorgt, kommt hinten eine klassische Starrachse zum Einsatz, was im Geländeeinsatz für mehr Traktion sorgt. Hinzu kommen ein Allradantrieb mit elektronisch geregeltem Mitteldifferenzial – so ist auf Knopfdruck auch ein Hinterradantrieb möglich – und sperrbaren Differenzialen vorne wie hinten. Hinzu kommen eine Geländeuntersetzung für die 10-Gang-Automatik und bis zu 85 Zentimeter Wattiefe. Kurzum: Der Ranger Raptor ist kaum aufzuhalten, was er bei den ersten Testfahrten im Offroad-Park Les Comes nahe Barcelona – für Offroad-Fans unbedingt eine Reise wert – eindrücklich unter Beweis stellte. Ob schroffe Felsen, steile Abfahrten oder sandige Hänge, Hindernisse gibt es kaum.
Die Königsdisziplin des Spass-Pick-ups sind aber schnelle Passagen. Während beim Vorgänger noch ein 2-Liter-Diesel für Vortrieb sorgte, ist nun ein 3-Liter-V6 mit 292 PS unter der Haube. Selbst Kuppen, die den Wagen bei 90 km/h und mehr zum Abheben bringen, steckt das Fahrzeug gelassener weg als einige SUVs die Temposchwellen in der 30er-Zone. Die grosse Frage ist allerdings: Wo soll man die zweifellos beeindruckenden Talente des Ranger Raptor im Alltag einsetzen? Vermutlich gilt für viele Kunden das Argument: Man könnte, wenn man möchte. Dafür muss man allerdings 13,6 l/100 km Durchschnittsverbrauch und einen Grundpreis von 68 716 Franken verkraften.