Vor 30 Jahren:
Jaguar gewinnt zum siebten mal die 24 Stunden von Le Mans
Jaguar und Le Mans – eine Erfolgs- , ja Liebesgeschichte, die im Juni 1990 mit dem siebten Gesamtsieg bei den legendären „24 Stunden“ ihren vorläufigen Endpunkt fand. In der Blütezeit der Gruppe C-Rennformel trat das von TWR (Tom Walkinshaw Racing) geführte Jaguar Werksteam mit vier Modellen des Typs XJR-12 gegen die geballte Konkurrenz von Porsche, Nissan, Toyota und Mazda an.
Nach dem fulminanten Sieg von 1988 gelang es den Raubkatzen erneut vor zehntausenden britischen Fans, den Gesamtsieg nach Hause zu fahren. Auch dank Nummer Eins-Pilot Martin Brundle, der nach dem Ausfall seines eigenen Autos in den von John Nielsen und Price Cobb pilotierten Wagen umgestiegen war. Der Erfolg des XJR-12 mit ihren 7,0-Liter-Saugmotoren war umso erstaunlicher, als dass das Modell eigentlich schon ins Museum gerollt war. Doch für die beiden 24-Stunden-Klassiker von Daytona und Le Mans wurden sie von Jaguar noch ein letztes Mal reaktiviert.
Die Serie von Jaguar Le Mans-Siegen nahm ihren Anfang in den 1950er-Jahren, als die Marke aus Coventry mit den stromlinienförmigen C- und D-Type allein fünf Gesamtsiege an der Sarthe einfuhr. Die diesjährigen Classic Days von Schloß Dyck, sollen vom 31. Juli – 2. August die Kulisse bilden, um das 30-jährige Jubiläum des XJR-12 Sieg in Le Mans zu feiern.
Die V12-Prototypen waren eigentlich schon im Museum, als sie Jaguar und TWR für die Saison 1990 für zwei Auftritte noch einmal ins Feuer eines Langstreckenrennens schickte. Für kürzere Renndistanzen hatte Jaguar schon 1989 auf den von einem 3,5 Liter großen V6 mit Bi-Turbo-Aufladung angetriebenen XJR-11 umgestellt. Doch für die beiden Rock-around-the-clock-Klassiker von Daytona und Le Mans vertraute man doch lieber auf den bewährten, weil in ihrem Grundaufbau – nur eine obenliegende Nockenwelle pro Zylinderbank und nur zwei Ventile pro Zylinder – eher konservativ konstruierten V12. Und der Erfolg gab Jaguar recht: In Florida gewann das Trio Jones/Lammers/Wallace vor den Teamkollegen Cobb/Nielsen/Brundle sowie zwei Porsche 962. Und in Frankreich – nun mit von 6,0 auf volle 7,0 Liter vergrößerten Motoren – ließen die Briten den zweiten Doppelsieg folgen.
Die laut technischer Abnahme in Le Mans zwischen 931 und 953 Kilo schweren und aufgrund des Teamsponsors liebevoll „Silk Cats“ genannten Raubkatzen leisteten bis zu 750 PS bei 7000 U/min. Im Vergleich zum siegreichen XJR-9 von 1988 nahm TWR Änderungen am Fahrwerk und der Aerodynamik (mehr Abtrieb) vor. Und spendierte dem Auto zudem ein verstärktes Fünfganggetriebe. Anstelle von Dunlop-Reifen wurden 1990 Goodyears aufgezogen, die vorn auf 17 und hinten auf 19 Zoll großen Felgen montiert wurden.
In den ersten elf Rennstunden hatte es nicht weniger als 30 Führungswechsel gegeben. Doch dann übernahm der XJR-12 mit Startnummer 3 die Führung vom zu diesem Zeitpunkt von Derek Daly gesteuerten Nissan – und gab sie bis zum Ziel um 16 Uhr am Sonntag nicht mehr ab. Da sich der Amerikaner Price Cobb unwohl fühlte, teilten sich Martin Brundle (GB) und John Nielsen (DK) die letzten sechs Stunden zu zweit auf. Und es kam noch besser: Nach dem Ausfall des Brun-Porsche #16 nur 30 Minuten vor Schluss kam der XJR-12 von Lammers/Wallace/Konrad mit vier Runden Rückstand noch auf Platz zwei vor.
Der siebte Jaguar Sieg in Le Mans, er hätte kaum süßer schmecken können.