Testfahrt im Jaguar F-Pace: Stärker dank Elektrokraft
Der Jaguar F-Pace wurde Ende 2020 kräftig aufgehübscht. Seitdem gibt es auch einen Plug-in-Hybridantrieb. Inzwischen haben die Briten noch einmal sanft Hand angelegt. Testfahrt, Fotos, technische Daten und Preise
Porsche hat schon lange einen, Maserati, Bentley und Lamborghini inzwischen auch, Aston Martin ist ebenso mit von der Partie. Bei so gut wie keinem Autohersteller fehlt heutzutage ein SUV (= Sport Utility Vehicle) im Modellangebot. Das gilt auch für Marken, die in erster Linie für besonders edle oder besonders sportliche Fahrzeuge bekannt sind. Selbst Ferrari startet 2023 mit dem Purosangue, so der Name des SUV aus Maranello.
Da war Jaguar um einiges früher am Start: Von den Briten gibt es seit 2018 den 4,40 Meter langen E-Pace und bereits seit 2016 den F-Pace. Letzterer spielt bei Jaguar die Rolle des SUV für den gehobenen Anspruch und bietet mit 4,73 Metern Länge vor allem deutlich mehr Platz.
Das aktuelle Modell hat sich neben einigen optischen Retuschen an der Karosserie vor allem hinsichtlich des Antriebs weiterentwickelt. Zur Wahl stehen nun sieben verschiedene Motoren, drei Diesel und vier Benziner. Wobei nur zwei von ihnen, der P250- und der SVR P550-Benziner, nicht elektrifiziert worden sind. Vier der Triebwerke werden von einem elektrischen Turbolader unterstützt, eines von einem Kompressor, ein Turbobenziner arbeitet als Plug-in-Hybrid mit einer 155 PS starken, mit dem Getriebe verblockten elektrischen Maschine zusammen. Allradantrieb zeichnet alle Versionen aus.
Für die Testfahrt wurde der modernste Antriebsstrang ausgewählt, der Plug-in-Hybrid, an dessen Heck die Typenbezeichnung P400e prangt. Mit einer Systemleistung von 297 kW/404 PS ist dies auch die zweitstärkste Antriebsversion des Jaguar F-Pace. Anschaffungspreis: mindestens 79.700 Euro. Für so viel Geld sollte man einiges geboten bekommen.
Der erste Eindruck macht sich am Wohlgefühl des Fahrers im Innenraum fest. Das Ambiente mit edlen Ziernähten an den Lederpolstern und Einfassungen lässt genauso wenig zu wünschen übrig wie die Platzverhältnisse und die neu gestaltete Cockpit-Landschaft. Lobenswert auch, dass die Klimaeinheit nun wieder separat mit klassischen Knöpfen und schnell zu findenden Touch-Feldern auf der Menüoberfläche zu bedienen ist. Das Infotainment-System mit dem 11,4 Zoll großen Touch-Display mit leicht gebogenem Screen ist ein echter Gewinn im Vergleich zum Vorgängermodell.
Der neue Automatikwahlhebel liegt gut in der Hand – sobald die Enttäuschung über den Wegfall des magischen Drehknopfs überwunden ist, der viele Insassen in Verzücken versetzt hatte. In der Handhabung, zum Beispiel beim raschen Einlegen des Rückwärtsgangs, war der aus den Tiefen der Mittelkonsole emporsteigende Knopf allerdings eher unpraktisch. Im Vergleich zum Vorgänger hat das Ambiente also zweifellos an Wertigkeit gewonnen.
Wie technoid der Jaguar F-Pace daherkommt, beweisen seine aktive Geräuschunterdrückung, die Innenluftreinigung durch Ionisierung sowie die geätzten Lautsprechergitter in den Türtafeln. Aber ob der Innenraum, wie von Jaguar behauptet, tatsächlich neue Maßstäbe in dieser Fahrzeugklasse setzt, würden wir doch mit einem kleinen Fragezeichen versehen.
Nur vom Elektromotor angetrieben, also mucksmäuschenstill, bewegt sich der Jaguar F-Pace P400e vom Hof des Autohändlers und lässt sich kraftvoll und geschmeidig in den dichten Stadtverkehr einfädeln. Die Übersichtlichkeit des Wagens ist jedoch suboptimal. So sitzt man zwar hoch und blickt von oben auf das Verkehrstreiben, aber die Abmessungen des eigenen Fahrzeugs sind eher zu erahnen als einwandfrei zu erfassen. Der wuchtige Armaturenträger und die dicken A-Säulen an der Fensterfront stören die Sicht nach vorn und zur Seite genauso wie das kleine Heckfenster die Sicht nach hinten behindert.
Beim Fahren auf einer engen Spur und beim Rangieren wirkt der F-Pace ungewöhnlich groß und unhandlich. Die Federung ist im Comfort-Modus unerwartet straff und das hohe Gewicht des Fahrzeugs von rund 2,2 Tonnen jederzeit zu spüren.
Fordert man das Triebwerk zu Höchstleistungen heraus, scheint das Gewicht aber plötzlich kaum noch eine Rolle zu spielen. Der F-Pace legt sich mächtig ins Zeug, beschleunigt in nur 5,3 Sekunden von null auf 100 km/h und macht erst bei 240 km/h Schluss, wenn’s sein soll.
Angesichts der Tatsache, dass unter der Haube des Plug-in-Hybrid nur ein zwei Liter großer Vierzylinder-Turbomotor seine Dienste verrichtet, sind diese Fahrleistungen eine echte Ansage. Und stehen dem alternativ angebotenen Sechszylinder-Turbobenziner mit drei Liter Hubraum nur minimal nach.
Deutliche Vorteile soll er zumindest in der Theorie beim Kraftstoffverbrauch haben. So gibt Jaguar für den Sechszylinder 10,1 Liter Super pro 100 Kilometer an, für den Plug-in-Hybrid nach der Vergrößerung des Akkus von 17,1 kWh auf 19,2 kWh hingegen nur 1,8 Liter. Einen nicht unbeträchtlichen Teil der benötigten Energie bezieht der Plug-in-Jaguar dabei aber aus der Batterie: Pro 100 Kilometer saugt sich der P400e im Normverbrauch zusätzlich 24,3 kWh als Antriebsenergie heraus. Ausschließlich mit Strom aus der Batterie ist laut Jaguar eine Strecke von 62 Kilometern möglich. Wohlwissend, dass diese Werte nur unter idealen Bedingungen bei äußerst zurückhaltender Fahrweise zustande kommen.
Am Ende der noch mit der kleineren Batterie absolvierten Testfahrt zeigte der Bordcomputer einen Kraftstoffverbrauch von 6,5 Litern an. Wobei man berücksichtigen muss, dass hier einige Kilometer Autobahn mit bis zu 200 km/h sowie mehrere Beschleunigungsvorgänge auf der Landstraße absolviert wurden. Wer gemächlich im Verkehr mitschwimmt und auf der Autobahn nicht schneller als Richtgeschwindigkeit fährt, kommt auf niedrigere Verbrauchswerte.