Mercedes E-Klasse/Volvo S90: Vergleichstest
Wer viel reist, kennt die Business Class im Flieger als Ort zahlreicher Annehmlichkeiten. Wer statt mit zwei Flügeln auf vier Rädern unterwegs ist, weiß, dass auch Oberklasse-Limousinen wie die neue Mercedes E-Klasse oder der Volvo S90 Business-Komfort bieten. Mit welcher Plug-in-Hybrid-Limousine ist das Meilensammeln im Vergleichstest angenehmer – Mercedes E 400 e oder Volvo S90 Recharge T8 AWD?
MERCEDES E-KLASSE ALS 400 E UND VOLVO S90 RECHARGE T8 AWD IM VERGLEICHSTEST
Wer wollte leugnen, dass die gegenwärtige automobile Neuheitenflut ein Sinnbild für den zunehmend härter werdenden Kampf um Marktanteile darstellt? Die SUV-Welle rollt nach wie vor ungebremst. Im grellen Scheinwerferlicht: Neue Karosserieformen, Farben, Multimediasysteme und Ausstattungsdetails sollen Interesse und Kaufbereitschaft wecken. Da wirken konventionelle Oberklasse-Limousinen geradezu wie ein Fels in der Brandung. Den Vorwurf der Biederkeit kontern sie mit Premium-Flair, Gediegenheit und unzweifelhaft hohen Reisequalitäten. Dafür steht seit Jahrzehnten Mercedes – und für jene, die sich gern etwas abseits des deutschen Premium-Mainstreams bewegen, auch Volvo S90. Die Mercedes E-Klasse fährt nun in der sechsten Generation an den Start und trifft im Vergleichstest als Mercedes E 400 e auf den Volvo S90 Recharge T8 AWD, der zwar schon seit 2016 über die Straßen rollt, mit seinem zeitlosen Design aber immer noch aktuell wirkt.
Mit 4,95 m fällt die Mercedes E-Klasse nur zwei Zentimeter kürzer aus als der Testgegner aus Schweden, der Volvo S90. Dennoch fühlen sich Personen im Stuttgarter großzügiger untergebracht als im skandinavischen Konkurrenten. Das liegt zum einen an der wuchtigeren Armaturentafel des Volvo und zum anderen daran, dass die Häupter im Mercedes deutlich mehr Luft umgibt. Dieses Raumgefühl kann die nordische Oberklasse-Limousine auch nicht mit ihrem üppigeren Knieraum im Fond kompensieren. Gehen beide Kandidaten auf Reisen, patzt der Mercedes beim Gepäckraum. Wegen der Plug-in-Hybrid-Technik stehen nur 370 l bereit. Sein Gegner kann immerhin, 431 l aufbieten. Für größere Transportaufgaben hilft dem Schwaben dafür eine dreigeteilt klappbare Rücksitzlehne. Ansonsten geht es in den Innenräumen sehr behaglich zu, hochwertigen Materialien und sauberen Passungen sei Dank.
Beim Erstkontakt fesselt im Mercedes sofort der optionale MBUX-Superscreen den Blick. Hier gesellt sich zum Fahrerdisplay und dem großen Touchscreen in der Mitte der Armaturentafel auch noch ein Touchscreen für die Personen vorne rechts. Die Technik bietet eine Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten, zum Beispiel das Schauen von Filmen auf dem Beifahrersitz oder das Lesen der Anleitungen von Wellness-Programmen samt Atemübungen. Wir wollen uns jedoch auf Vergleichstest relevante Dinge wie die Bedienung beschränken. Dabei erleichtern große Menükacheln auf dem Zentralbildschirm die Orientierung. Wer die Fahrmodi ändern will, muss dagegen eine Taste in der Bedienleiste unterhalb des Zentralbildschirms bemühen. Das Gleiche gilt für die Deaktivierung des mitunter etwas übereifrigen Spurhalteassistenten. Insgesamt verlangt die Vielzahl der Einstellungsmöglichkeiten etwas Orientierung.
Danach findet man sich in der Mercedes E-Klasse aber gut zurecht. Falls nicht, hilft die leistungsfähige Sprachbedienung weiter. Diese funktioniert übrigens besser als jene im Volvo S90, da sich über sie auch Fahrzeugfunktionen ansteuern lassen, wo die Volvo-Stimme mitunter nicht weiter weiß und stattdessen eine Anmeldung bei Google empfiehlt. Auch sind die Menükacheln auf dem Display des Volvo S90 kleiner, und der Zugriff auf bestimmte Fahrzeugeinstellungen erschließt sich nicht immer auf Anhieb. Umfangreich fällt dafür die Sicherheitsausstattung des Schweden aus. Sogar die Option auf integrierte Kindersitze fehlt nicht. Doch der Stuttgarter sammelt hier im Vergleichstest noch mehr Punkte – bekanntermaßen zum Beispiel mit Systemen wie „pre safe sound“, das bei einem Unfall einem Knalltrauma durch detonierende Airbags vorbeugt, oder „pre safe impuls Seite“, das bei einem drohenden Seitenaufprall die jeweilige Fahrzeugseite anhebt, um durch den Aufprall auf den Seitenschweller möglichst viel Bewegungsenergie abzubauen.