Der Kia XCeed 1.5 T-GDI im Test
Kias kompakte Ceed-Familie ist eine große. Als Primus bei den Verkaufszahlen hat sich der Crossover XCeed durchgesetzt. Die Variante 1,5 T-GDI-mit 160 PS starkem Vierzylinder-Benziner verzichtet auf jegliche elektrische Unterstützung. Lässt es sich damit heute noch gut leben? Wir haben es überprüft.
Wer er ist: X steht im Englischen für Cross, und von dieser Erkenntnis aus ist es nicht weit zur Einordnung des XCeed als Crossover, der gleich drei verschiedene Fahrzeugkategorien mixt. Konkret will Kia Kompaktwagen, Coupé und SUV miteinander verheiratet haben. Ans SUV haben uns allerdings nur die robusten Kunststoffbeplankungen, der Deko-Unterfahrschutz am Heck und die sacht luftigere Bodenfreiheit erinnert, denn mit einer Höhe von 1,50 Metern überragt der XCeed das fünftürige Standardmodell lediglich um neun Zentimeter.
Womit wir schon beim Familiären wären: Der schick und sportlich aussehende Crossover ist Teil eines Quartetts; die Verwandtschaft heißt Ceed (Fünftürer), Sportswagon (Kombi) und ProCeed (Shooting Brake), keiner von ihnen verkauft sich aber so gut wie der 4,40 Meter lange XCeed.
Wie er eingerichtet ist: Das aufgeräumte und durchdachte Kia-Cockpit überzeugt auch im XCeed. Sowohl vom Digitalen als auch vom Analogen gibt es nicht zu viel und nicht zu wenig, die Balance stimmt. Ein 26 Zentimeter großer Touchscreen dient als Fenster zum übersichtlich aufgebauten und reaktionsschnellen Multimediasystem, zu dem serienmäßig ein Navi gehört, es liefert Echtzeit-Verkehrsinformationen und bleibt per Online-Update auf aktuellem Stand. Fußballfans dürften sich über die Sport-Ticker-Funktion freuen: Mit ihrer Hilfe kann man sich die Spielstände und Match-Highlights des favorisierten Teams anzeigen lassen, wobei die Infos im Minutentakt aktualisiert werden.
Neben Touchen und Sliden ist aber auch Drücken und Drehen gefragt, wenn es darum geht, verschiedene Funktionen anzusteuern. Wir mögen das und finden es erfreulich vorteilhaft, fix mit zwei Fingern gleichzeitig die Sitz- und die Lenkradheizung einschalten zu können, ohne durch irgendwelche Untermenüs irrlichtern zu müssen.
Ein Head-up-Display gibt es nicht für den XCeed, wohl aber ein digitales Fahrerinstrumentarium, das allerdings erst ab der zweithöchsten Ausstattungslinie GT-line eingebaut wird, dann aber serienmäßig.
Was sonst? Die Verarbeitungsqualität ist tadellos, das Ambiente wertig, die festen Sitze – auf Wunsch elektrisch verstell- und belüftbar – passgenau und bequem.
Wie viel Platz er hat: Die räumlichen Verhältnisse sind für einen Kompaktwagen bemerkenswert gut. Sieht man einmal vom obligatorisch knapp geschnittenen Mittelplatz ab, fühlt man sich auch im Fond wohl und sieht der Langstrecke sorgenfrei entgegen. Die Heckklappe öffnet und schließt auf Wunsch elektrisch, dahinter tut sich ein 426 bis 1378 Liter großes Gepäckabteil mit höhenverstellbarem Boden auf. Wird die dreigeteilte Rücksitzlehne umgelegt, ergibt sich eine nahezu, aber nicht komplett flache Ladefläche.
Was ihn antreibt: Im 1.5 T-GDI ist ein 1,5-Liter-Vierzylinder mit 118 kW/160 PS zugange. Die Schilderung komplexer Hybridvorgänge können wir dem Leser an dieser Stelle ersparen, denn elektrische Unterstützung erfährt der Turbobenziner nicht. Die Antriebskräfte werden standardmäßig über ein manuelles Sechsganggetriebe an die Vorderräder geschickt; nicht, dass das schlecht ginge, wir empfehlen aber trotzdem die Investition in das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe DCT, die 1600 Euro sind gut angelegtes Geld.
Antriebsseitig stehen noch diverse Alternativen zur Wahl. Einziger Dreizylinder ist der 1.0 T-GDI mit 88 kW/120 PS; die Top-Leistung wiederum erbringt der 150 kW/204 PS starke 1.6 T-GDI und außerdem lässt es Kia tatsächlich noch dieseln. 100 kW/136 PS leistet der Selbstzünder, ist per 48-Volt-System mildhybridisiert und treibt den 1.6 CRDI an. Auch ein Plug-in-Hybrid mit 104 kW/141 PS und 60 Kilometern elektrischer Reichweite wird angeboten.
Wie er sich fährt: Es ist gar nicht so einfach, beim XCeed ein Haar in der Suppe zu finden. Vielleicht, dass der Abstandstempomat nicht immer ruckfrei arbeitet, oder dass gröbere Widrigkeiten bisweilen etwas unwirsch überrempelt werden. Ansonsten gibt sich der Kia beim Komfort keine Blöße, überzeugt mit einem sicher abgestimmten Fahrwerk und einer präzisen Lenkung. Obschon er ohne Elektro-Boost bleibt, zaudert der Vierzylinder-Turbo nicht beim Beschleunigen, homogen und emsig zieht er los, akustisch bleibt er weitgehend diskret, nur höhere Lastanforderungen animieren ihn zu einer kernigeren Lautgebung. Die DCT-Version beschleunigt in 9,2 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und erreicht eine Spitze von 208 km/h.
Adaptivdämpfer gehen dem XCeed ebenso ab wie Schaltwippen, und die Fahrmodusauswahl bietet nur zwei Optionen an, Normal oder Sport. Dafür mangelt es nicht an den gängigen Fahrassistenten. Serienmäßig übernimmt der Autobahnassistent das Beschleunigen und das Bremsen (bis zum Stillstand), zudem hält er den Kia bei vorgewähltem Tempo in der Spur. Der navigationsbasierte Adaptivtempomat wiederum setzt automatisch Tempolimits um. Ausstattungsabhängig melden sich ein aktiver Totwinkelassistent, ein hinterer Querverkehr- und ein Ausstiegswarner sowie eine Parkautomatik zum Dienst.