Audi Q8 e-tron/Kia EV9/Mercedes EQS SUV: Vergleichstest
Das hat es so noch nicht gegeben: Mit seinem großen Elektro-SUV EV9 fordert Kia die automobile Premium-Konkurrenz heraus. Die Gegner im ersten Vergleichstest: Mercedes EQS SUV und Audi Q8 e-tron.
Schon das Design des Kia EV9 strahlt pures Selbstbewusstsein aus. Ähnlich selbstbewusst ist allerdings auch der Preis: Mehr als 75.000 Euro dürften bislang die wenigsten für einen Kia ausgegeben haben. Dass man ihn dennoch als fair bezeichnen kann, hat wiederum mit der Konkurrenz zu tun. Denn Audi und noch eher Mercedes verlangen mit dem Audi Q8 e-tron und Mercedes EQS SUV, einen deutlich höheren finanziellen Einsatz für ihre elektrischen Vorzeige-SUV. Es wird also spannend – hinterm Lenkrad und auch bei der Punktevergabe.
KAROSSERIE: NUR AUDI Q8 E-TRON UNTER FÜNF METER LANG
Bei derart üppigen Außenabmessungen darf man jeweils großzügige Innenräume erwarten. Das gilt auch für den Audi Q8 e-tron, der als Einziger im Vergleichstest unter fünf Meter Außenlänge bleibt. Ebenfalls als Einziger ohne Option auf sieben Sitze, konzentriert er sich auf eine gute Raumausnutzung für fünf Personen und deren Gepäck. Das klappt soweit auch ganz gut, doch im Fond werden ihm Kia EV9 und Mercedes EQS SUV zum Verhängnis, die hier deutlich mehr Platz und Komfort bieten. Im Audi spielt eindeutig vorn die Musik. Das leicht angestaubte Ambiente glänzt mit der besten Verarbeitung, und die Bedienung geht trotz des gewöhnungsbedürftigen Touchscreens recht einfach von der Hand. Punkte verliert der Audi hingegen beim Kofferraum und bei der Variabilität. Mehr als die Sitzlehnen umklappen kann man nicht. Auch bei der Sicherheitsausstattung bieten die jüngeren Rivalen einen größeren Umfang. Beim Thema Sicherheit trumpft vor allem der Mercedes auf, und in puncto Sitzkomfort gibt er ebenfalls den Ton an – vorn mit bequemen Sesseln und hinten mit einem multifunktionalen Sofa.
Das hoch bauende Armaturenbrett und die ausladende Mittelkonsole drücken zwar auf das Raumgefühl, schaffen jedoch ein ausgesprochen heimeliges Ambiente – denn wirklich zwicken tut es im Benz nicht. Überdenken sollte man aber die helle und somit empfindliche Innenausstattung samt Fußmatten. Fast könnte man vergessen, dass man mit dem luxuriösen Sternenkreuzer auch schnödes Sperrgut transportieren kann – der Kofferraum ist üppig dimensioniert, einzig die Zuladung fällt vergleichsweise klein aus. Wie gut das EQS SUV tatsächlich als Siebensitzer taugt, bleibt fraglich – der Testwagen ist ein reiner Fünfsitzer. Doch das eher stark abfallende Dach und die kleinen hinteren Fenster lassen Zweifel am Luxus für sieben aufkommen. Das liegt aber auch am dritten Testkandidaten, dem Kia, der mit seiner kantigen Karosserie und großen Fensterflächen mit steilen Flanken wie eine Turnhalle auf vier Rädern wirkt. Sogar in Reihe drei kann man recht angenehm sitzen, wenn die Personen der zweiten Reihe ihre Bank ein paar Zentimeter nach vorn schieben. Das ist kein großes Übel, denn hier ist besonders der Knieraum üppig bemessen.
Da fällt einzig die etwas klein geratene Sitzbank negativ auf, die es an Beinauflage vermissen lässt. Hier könnten die optionalen Einzelsitze die Lösung sein, die aus dem Kia einen Sechssitzer machen. Trotz großer Mittelkonsole fällt auch Reihe eins ausgesprochen luftig aus. Die Sitze gefallen mit ihrer Relax-Liege-Funktion bei Ladestopps – verzichten dafür aber auf eine ausziehbare Beinauflage, die besonders großgewachsene Menschen vermissen. Die höchste Zuladung und der gigantische Laderaum mit serienmäßig elektrisch klappbarer dritter Sitzreihe adeln den EV9 zum besten Transporter dieses Vergleichtests. Das vegane Interieur erreicht zwar nicht ganz die hochwertige Anmutung des feudalen Mercedes- oder die routinierte Fertigungsqualität des soliden Audi-Innenraums, gibt aber – abgesehen von der knarzenden, weil sich verwindenden Mittelkonsole – keinen Anlass zur Kritik.